Einstürzende Kathedralen

Vielleicht erinnert dich der Titel dieses Beitrags an die Experimentalband “Einstürzende Neubauten”.  Nur hat dieser Beitrag nicht allzu viel mit Musik zu tun. Hier geht es tatsächlich um Gotteshäuser, die einfach in sich zusammenfallen.
Und was hat das mit Partnerschaften zu tun? Erstaunlich viel.


Lernen aus eingestürzten Kathedralen

Zerstörte Kathedrale von Beauvais
Bilderstellung durch KI.

Warum “Learning by Doing” in Partnerschaften oft scheitert

Wenn wir an die majestätischen Kathedralen des Mittelalters denken, stellen wir uns Wunderwerke der Architektur vor, geschaffen, um die Ewigkeit zu überdauern. Doch nicht alle dieser Bauwerke waren so stabil, wie sie scheinen. Ein berühmtes Beispiel ist die Kathedrale von Beauvais in Frankreich: Geplant als höchste gotische Kirche der Welt, stürzte sie 1284 teilweise ein – ein Mahnmal für die Grenzen des damaligen Wissens.

 


Der Traum von der perfekten Beziehung

So wie die Baumeister von Beauvais eine Kathedrale von unerreichter Größe und Schönheit erschaffen wollten, träumen viele Paare von der perfekten Partnerschaft – ohne wirklich zu wissen, welche “statistischen” Grundlagen dafür nötig sind. Statt tragfähige Fundamente zu schaffen, verlassen wir uns oft auf “Learning by Doing” und hoffen, dass es schon irgendwie klappt.

Doch wie bei der Kathedrale reicht Hoffnung nicht aus. Beziehungen können an Konflikten, Missverständnissen und fehlendem Wissen scheitern – genauso wie gotische Bögen unter zu viel Druck nachgeben.


Kathedrale von Beauvais
Bilderstellung durch KI.

Mangelndes Wissen: Der Einsturz der Beziehung

Die Kathedrale von Beauvais scheiterte an ehrgeizigen Plänen, die die damalige Bautechnik überforderten. Auch in Partnerschaften gibt es oft hochgesteckte Erwartungen: Harmonie, Verständnis und Leidenschaft sollen selbstverständlich sein. Doch was passiert, wenn die Belastung steigt – durch Stress, Meinungsverschiedenheiten oder Lebenskrisen? Ohne ein stabiles Fundament brechen die Strukturen zusammen.

Heute wissen wir mehr als die Baumeister des Mittelalters. In der Welt der Partnerschaften gibt es eine Fülle von Wissen: Bücher, Studien und wissenschaftlich erprobte Methoden, um Konflikte zu lösen und Beziehungen zu stärken.


Warum nicht von diesem Wissen profitieren?

Während die Baumeister von Beauvais wenig Zugang zu Statik- oder Ingenieurwissenschaften hatten, leben wir in einer Zeit, in der die Geheimnisse erfolgreicher Beziehungen weitgehend entschlüsselt sind. John Gottman, renommierter Paarforscher, hat zum Beispiel aufgezeigt, wie negative Kommunikationsmuster – die sogenannten “apokalyptischen Reiter” – Partnerschaften zerstören können, und er hat konkrete Lösungen entwickelt.

Das Problem ist nicht das fehlende Wissen, sondern dass wir es oft ignorieren. Viele Paare investieren mehr Zeit in die Planung einer Hochzeit als in die Vorbereitung auf die eigentliche Ehe. Sie setzen auf romantische Ideale, ohne die “Baustatik” ihrer Beziehung zu verstehen.


Vom Einsturz zur Stabilität: Wissen als Fundament

Der erste Schritt, um Katastrophen zu vermeiden – ob bei Kathedralen oder Beziehungen – ist das Bewusstsein, dass Vorbereitung und Wissen entscheidend sind. Für Paare bedeutet das:

  • Sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen über Partnerschaften beschäftigen.
  • Kommunikations- und Konfliktlösungsstrategien erlernen.
  • Bereits im Vorfeld bewusst in die Beziehung investieren, anstatt erst im Krisenfall Hilfe zu suchen.

So wie heutige Ingenieure aus den Fehlern vergangener Generationen gelernt haben, können wir aus den gescheiterten Beziehungen anderer lernen.


Fazit: Partnerschaften bauen wie eine Kathedrale

Eine stabile Partnerschaft ist wie eine gut konstruierte Kathedrale: Sie hält auch den größten Belastungen stand, wenn sie auf einem soliden Fundament ruht. Nutzen wir das Wissen, das uns heute zur Verfügung steht, und bauen wir Beziehungen, die nicht nur beeindrucken, sondern auch Bestand haben – für die Ewigkeit.

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